28.04.2016 Bernd Wackerbauer
Interview mit Uwe Grintsch Atemreglerservice
Was zu beachten ist beim Atemreglerservice
Herr Grintsch, wie sind Sie zum Tauchen gekommen?
Ich habe 1991 in meinem privaten Umfeld einen Tauchlehrer kennen gelernt, welcher zusätzlich am Ammersee bei der Wasserwacht tätig war. Da er sich sehr schnell zu einem guten Freund entwickelt hat, war der Weg zum Tauchanfänger schnell klar, die Ausbildung war im Ammer- und Starnberger See im selbigen Jahr. Schon bei meinem 11ten Tauchgang mit ihm hat er mich eindrucksvoll auf Gefahren und Risiken hingewiesen, dafür bin ich ihm bis heute dankbar.
Wo tauchen Sie am liebsten?
Mein Lieblingsgewässer in Deutschland ist und bleibt der Bodensee, ich liebe das Mittelmeer, und habe hier auch ein Lieblingswrack und eine Lieblingsbasis in Arenzano gefunden, hier fahre ich jedes Jahr hin. Inzwischen kann ich aber auch die Taucher gut verstehen, die „nur“ noch im Urlaub im Warmen tauchen.
Wozu braucht man einen Atemreglerservice?
Es ist schon erstaunlich, aber es gibt zur Wartung der Atemregler keine gesetzliche Regelung. Für die wohl wichtigsten technischen Ausrüstungsgegenstände beim Tauchen werden weder Umfang noch Zeitraum für die Wartung vom Gesetzgeber vorgeschrieben. Es gibt aber durchaus Empfehlungen der Hersteller, an die man sich auch halten sollte. Zum einen wird nur durch die regelmäßige Wartung die Sicherheit der Funktion der Atemregler gewährleistet. Zum anderen lassen sich Haftungs- und Garantieansprüche an den Hersteller nur bei Einhaltung der Wartungsintervalle durchsetzten.
Wie oft sollte der Atemregler gewartet werden?
Die meisten Hersteller schreiben jährlich vor. Aber je nach Gebrauch und Behandlung kann das stark schwanken. Ein gepflegter Regler, in den weder Schmutz noch Feuchtigkeit eingedrungen sind, wird wohl lange und zuverlässig funktionieren.
Ein Regler bei dem Salzwasser in die erste Stufe gelaufen ist, und der dann ein ganzes Jahr im Schrank hängt, wird auch schon früher Probleme bereiten.
Die Faustregel, nach 100 Tauchgängen oder bei seltenerer Verwendung spätestens nach zwei Jahren, sollte auch bei pfleglicher Behandlung, nicht überschritten werden.
Wann ist der günstigste Zeitpunkt für den Service?
Am günstigsten ist es wohl in der Vorweihnachtszeit. Da hat jeder eher den Einkauf der Weihnachtsgeschenke im Kopf als zum Tauchen gehen zu wollen, und wenn dann im Frühjahr plötzlich Thailand oder Indonesien auf dem Plan stehen, ist der Regler für alles bereit.
Und es ist dann auch für mich eine ruhigere Zeit mit weniger Stau bei den Aufträgen. Aber natürlich versuche ich möglichst flexibel auf meine Kunden einzugehen. Sollte jemand erst kurz vor dem Tauchurlaub bemerken, dass etwas am Regler nicht in Ordnung ist, versuche ich natürlich schnell zu helfen. Fast alle Aufträge werden bei mir innerhalb einer Woche bearbeitet.
Wie kann ich als Taucher meine Atemregler selber pflegen?
Wichtig ist ein gründliches Ausspülen mit Süßwasser nach jedem Tauchgang. Anschließend sollte der Atemregler trocknen können.
Worauf sollte ich als Taucher achten?
Beim Ausspülen ist unbedingt darauf zu achten, dass kein Wasser in die erste Stufe eindringen kann (erste Stufe unter Druck belassen oder fest verschließen). Beim Ausspülen der zweiten Stufe darf die Luftdusche auf keinen Fall gedrückt werden. Die Regler sollten anschließend im Schatten zum Trocknen gehängt werden.
Was sind häufige Fehler beim Anwender?
Also zum Eindringen von Wasser kommt es durch Fehler beim Spülen oder auch bei leer geatmeter Flasche. Dann verschwindet der Atemregler, innen noch mit Feuchtigkeit, bis zum nächsten Urlaub im Schrank.
Korrosion ist hier vorprogrammiert.
Häufig kommt es auch nach Tauchgängen im Meer zur Bildung von Salzkristallen durch zu wenig Spülen mit Süßwasser.
Sand und Schmutz in der zweiten Stufe.
Hier wird vor allem oft der Oktopus stiefmütterlich behandelt. Selten verwendet, schleift er bei so manchem Tauchgang auch gerne mal über Grund.
Das Mundstück knickt oder bricht an der Gehäusekante durch falsche Lagerung oder Transport.
Schläuche werden durch Trocknen in der Sonne porös. Auch beim Transport kann es mechanisch zu Schäden an Schlauch oder zweiter Stufe kommen.
Gibt es typische Schwachstellen bei unterschiedlichen Reglern?
Ja, die gibt es, aber ich möchte hier keinen Regler oder Hersteller schlecht machen. Die Kunden sollten es wissen, und diejenigen, die einen Regler professionell revidieren, müssen es wissen.
Was kann kaputt gehen und mit welchen Folgen?
Glücklicherweise sind eigentlich alle Atemregler technisch so ausgereift, dass sie vielleicht mal abblasen oder irgendwo Luft entweicht, kein ernstes Problem also. Dass plötzlich keine Luft kommt, ist fast ausgeschlossen.
Wie kann ich als Taucher Schäden erkennen?
Zwei gute Tipps für jedermann:
- Regler an Flasche montieren, Druck drauf, Ventil wieder fest verschließen, der angezeigte Druck auf dem Finimeter sollte auch nach 10 min nicht gesunken sein, sonst ist irgendwas undicht.
- Regler fest an die Flasche montieren, Flasche bleibt geschlossen, versuchen aus dem Regler oder/und aus dem Oktopus zu atmen, es darf absolut Null Luft kommen, sonst stimmt was nicht, z.B. Membran der 2ten Stufe verschmutzt oder defekt.
Was braucht ein guter Regler, was ist Schnickschnack?
Also hier gehen sicher die Meinungen zwischen den Technikern und der Marketingabteilung weit auseinander.
Für mich als Techniker ist ein seit vielen Jahren perfekt unter allen Bedingungen arbeitender Regler nicht verbesserungsfähig.
Alles, was man daran dann noch zusätzlich anbringt, kann auch zusätzlich Probleme bereiten.
Woran erkenne ich einen guten Service?
Ob Sie ein Prüfprotokoll brauchen oder nicht, überlasse ich Ihnen. Wenn sie mit Service, Bearbeitung, Preis, Bearbeitungszeit und -ablauf, und immer mit dem revidierten Regler zufrieden sind, dann haben Sie eine gute Servicestelle gefunden.
Was sie schon immer noch sagen wollten ...?
Die Leute, die keine Ahnung von Atemreglern haben, sollten bitte die Finger davon lassen, besonders oft fällt mir das beim Poseidon Cyklon auf, hier wird durch falsche Demontage oder Montage mehr Schaden angerichtet als repariert.
Uwe Grintsch, vielen Dank für das Gespräch!
Uwe Grintsch Atemreglerservice