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15.02.2016 Christiane Stenzel

Tauchen in der Türkei: Adrasan

Steinanker und Schildkröten

Tauchen in Adrasan

Warum sollte man als Taucher nach Adrasan reisen?

  • Hier gibt es noch ein recht unberührtes Tauchen – vor allem weil die Küste vor Adrasan lange Zeit archäologisches Sperrgebiet war
  • Adrasan ist ein echt netter, ruhiger Ort, der in einer wunderschönen kleinen Bucht liegt - und es gibt eine ganze Reihe von Restaurants mit richtig gutem Essen
  • Über Wasser gibt es viel zu sehen mit sehenswerten historischen Stätten wie Phaselis, Olympos oder die Chimären - allesamt für einen Tagesausflug in bequemer Entfernung (hierfür ist ein Mietwagen empfohlen - wer nur Tauchen will, der nimmt einfach den Transfer vermittelt durch die Tauchbasis von Holger und Mediha in Anspruch)

Für wen ist das Tauchen dort geeignet:

  • Für Taucher aller Levels
  • Für Taucher, die es gerne etwas individueller und ruhiger mögen
  • Für Taucher, die sich auch über Wasser ruhig mal was anschauen wollen (oder nichttauchende Begleitung dabei haben ...)


Tauchen vor Adrasan

Tauchen in Adrasan macht Spaß, ist schön und total entspannt - vor allem weil Holger Pollmann und seine Frau Mediha vom Diving Center Adrasan - der einzigen Tauchbasis in Adrasan - alles so lässig gestalten. Kein Stress, keine Hektik.

Den Vorteil von Adrasan beschreibt Holger ganz klar:

 

„Wir liegen an den meisten Tauchplätzen alleine. Das gibt es heute kaum noch.“


Und damit behält er Recht. Bei allen unseren Tauchgängen sind wir die einzige Gruppe im Wasser.


Das Diving Center Adrasan

Die Basis von Holger und Mediha liegt direkt beim Hotel Atici 2 (ein einfaches und bei Tauchern sehr bliebtes Hotel) an der Straße, die parallel zum Strand verläuft.

Zum Boot braucht man bloß die Straße überqueren und den Steg hinunter ans Meer gehen. Bequemer gehts eigentlich nicht. Für den Transport der Ausrüstung besitzt Holger zwei kleine Wägelchen, die man gemeinsam zum Steg fährt.

 Zum Ablauf der Basis: Normalerweise machen Holger und Mediha zwei Ausfahrten am Tag, einmal morgens (ca 9:30 Uhr) und einmal nachmittags (ca 14.30 Uhr). Nachttauchgänge sind nach Absprache möglich.

Jeder baut seine Ausrüstung in der Basis, die auch gleichzeitig das Zuhause der Familie ist, - und sehr gemütlich ist - zusammen, dann wird alles auf ein kleines Wägelchen gepackt, das man dann gemeinsam über die Straße und den Steg hinunter zum Boot bringt.

Sind genügend Taucher dabei, chartern die beiden auch schon mal eines der größeren Boote für eine Tagesausfahrt – dann geht’s weiter raus, oft zu den sogenannten „Fünf Inseln“, zwischen den Tauchgängen gibt es sehr leckeres Essen.

Die Basis Adrasan Diving gibt es bereits seit 1998. Als Holger und Mediha sie damals eröffneten, gingen sie ein ganz schönes Wagnis ein. Bereits 1994 hatte es in Adrasan für kurze Zeit schon mal eine Basis gegeben, die sich aber nicht lange hatte halten können. Das Problem: Die Küste vor Adrasan war archäologisches Sperrgebiet – und das noch bis 2002! Harte Zeiten für Holger und Mediha, die in den Anfangsjahren ausschließlich mit dem Boot zu Ganztagesausfahrten aus der Buch fahren mussten.

Unterrichtet wird nach CMS, Padi und SSI. Deutsche Taucher fragen oft CMAS an, türkische Taucher eher andere Verbände. Ein Großteil der Taucher stammt aus der Türkei und Deutschland, oft sind Gruppen von Tauchsportverbänden darunter.

Auch Taucher mit körperlichen Einschränkungen kommen nach Adrasan. „Ich dachte früher immer, wir wären dafür nicht so günstig, aber dann hatten wir vor zwei Jahren eine Rollstuhlfahrerin zu Gast, die fand uns sehr geeignet." Kein Wunder, denn wie gesagt, von der Basis zum Boot überquert man nur eine kleine Straße zum Strand und geht dann den Steg hinunter. Und auch das Hotel Atici2 liegt ebenerdig.

 

Die Tauchplätze

Weit muss man nicht hinausfahren mit dem Boot. In und um die Bucht von Adrasan gibt es eine Reihe ausgezeichneter Tauchplätze mit recht viel Fisch - jedenfalls für Mittelmeerverhältnisse. Und in der Bucht selbst hatten wir - ganz unvermutet - ein paar ganz ausgezeichnete Nachttauchgänge. Seepferdchen inklusive! Nach seinem Lieblingstauchplatz gefragt, überlegt Holger kurz:

„Eigentlich finde ich an jedem Tauchplatz immer noch was Neues. Aber ich habe zwei Lieblingsplätze: "Lauchinsel Nord", und einen, den ich aber nur selten betauche: den "Unterwasserberg" bei den Fünf Inseln."

 

Ein paar unserer Lieblingstauchspots

Fledermaushöhle

Der Name ist Programm. An diesem Tauchplatz gibt es eine kleine Höhle - und richtig, wer wohnt darin? Fledermäuse.

Die Höhle hat einen recht breiten Einstieg auf vielleicht 13 Metern und ist auch für mehrere Taucher  bequem zugänglich. Doch vorher sollte man erst noch die schöne Steilwand ein wenig erkunden, also erst an der Höhle vorbei und ein wenig abtauchen. Die Wand zeichnet sich durch einen tollen Bewuchs aus!

Dann geht’s aber zurück und ab in die Höhle: Dort tummeln sich oft Fischschwärme im Eingangsbereich. Ist man einige Meter in die Höhle hineingetaucht, dann auf jeden Fall nochmal einen Blick zurück werfen, ein wunderbares Farbspiel, wenn man ins offene Blau schaut!

Dann geht’s weiter, die Höhle verläuft ein wenig „bergauf“ und macht dann eine leichte Biegung, jetzt wird es finster, denn für einen Moment sieht man hier weder den Ein- noch Ausgang der Höhle. Aber nur ganz kurz. Nach dem Sicherheitsstopp taucht man nach einer Biegung in einer kleinen Grotte auf - und man fühlt sich wie Batman! Denn hier wohnen Fledermäuse, die, wenn man „Glück“ hat, und sie daheim sind, einem nur so um den Kopf herumschwirren.
Dann geht’s wieder runter, weiter Richtung Ausgang, den man bereits an der Oberfläche sehen konnte und zu dem es nur noch einige Meter sind. Der Ausgang der Höhle liegt auf etwa 4 Metern. Von hier aus kann man dann gemütlich zurück zum Boot austauchen. Auch hier gibt es wieder schöne Lichtreflexe beim Hinausschauen von der Höhle ins Blaue.

 

Lauchinsel

Die der Bucht vorgelagerte Insel, erinnert etwas an einen großen Felsen und trägt auch ihren Namen zurecht. Denn auf ihr wächst wilder Lauch. Hier gibt es zwei tolle Tauchplätze – Lauchinsel Nord und Lauchinsel Süd. Lauchinsel Nord ist oft ein Strömungstauchgang. Und dann gibt es wirklich viele, viele Fische zu sehen, eine tolle Steilwand und eine Höhle. Nach dem Abtauchen kann man sich erst einmal gemütlich auf zirka 12 Metern an die Riffkante setzen / legen und den Fischen beim Jagen zuschauen. Ährenfische, Bernsteinmakrelen, Zackis und Thunfische sind hier keine Seltenheit! Dann gemütlich die Wand entlang treiben lassen, nicht zu tief, damit die Luft noch für die Höhle reicht, die es hier ebenfalls noch zu sehen gibt und deren riesiger Eingang auf zirka 20 Metern beginnt. Sie ist groß wie ein U-Bahntunnel. Der Grund liegt auf zirka 50 Metern, ihre Wände sind wunderbar bewachsen!
Zum Abschluss lässt man sich weiter um die Insel herumtreiben. Hier wohnt auch noch die ein oder andere Muräne in kleinen Felsspalten in der Wand.

 

Hacivat

Eine kleine Halbinsel, die man bequem umrunden kann - und dann durch einen Canyon zwischen den Felsen, auch wieder zurückzukehren. Nach der Steilwand, bevor man wieder abbiegt, liegt auf zirka 30 Metern ein Steinanker.

Um die Halbinsel zu umrunden, muss man den Canyon finden, durch den man zurückschwimmen, und sie so umrunden kann. Gerade der Eingangsbereich des Canyon ist wunderschön rot bewachsen.
Hier kann man auch schon mal Schildkröten sehen.

 

Südwind Hafen

Verlässt man die Bucht von Adrasan ist es nicht weit bis zum Tauchplatz Südwind Hafen.

Viele Antike Schiffe haben hier wohl auf besseres Wetter und günstigen Wind gewartet. Dabei hat sich so mancher Steinanker so verkeilt, dass er aufgegeben werden musste. Bei diesem Tauchgang führt die Navigation einfach die Steilwand entlang.

 

Das sind nur ein paar von den zahlreichen Spots vor Adrasan. Die "Fünf Inseln" z.B. sind definitiv einen Tagesausflug mit Holger und Mediha wert!

 

Und über Wasser?

Adrasan (Cavusköy) besitzt zweifellos immernoch einen dörflichen Charme. Der Ort ist recht einfach und zum Glück vom Massentourismus verschont geblieben. Es gibt viel Landwirtschaft in der Umgebung und natürlich zahlreiche Gewächshäuser. Das „Dorf des Hauptmanns“ heisst Cavusköy in der Übersetzung – und so heisst Adrasan eigentlich offiziell in der Türkei seit den 60er Jahren.

Strand von Adrasan, Türkei. Foto Bernd Wackerbauer

Adrasan liegt rund 100 Kilometer südlich von Antalya.

Mit Mietwagen oder Shuttle-Bus (den man auch über Holgers Basis organisieren lassen kann), erreicht man den Ort bequem in zirka zwei Stunden. Fährt man die kurvigen schmalen Straßen zur Bucht hinunter, hat man einen tollen Blick über das Mittelmeer und die Bucht.

„Zwischen zwei Inseln“ hat man die Bucht auch mal genannt. Vermutlich, weil sie wie ein kleines Hufeisen geformt ist und von Bergen eingeschlossen ist. Der breite Kiesstrand zieht sich zirka eineinhalb Kilometer entlang. Eine wirklich malerische Bucht.

Adrasan ist ein Ort für Leute, die es eher ruhig mögen.
Es gibt ein paar schön gelegene und gute Restaurants seitlich der Ausläufer der Bucht, besonders am Flusslauf. Das „Zentrum“ befindet sich ein wenig den Hang hinauf.

Den Ort als „schön“ zu bezeichnen wäre das falsche Wort, es gibt hier keine malerischen Gassen wie in anderen Orten der lykischen Küste, z.B. in Kas oder Kalkan, und auch keinen alten Hafen wie Antiphellos.

Doch Adrasan ist ein entspannter Ort ohne den üblichen Touristenrummel. Nur Sonntags - wenn die türkischen Familien zum Baden kommen - wird es voll am Strand. Am Fluss, beziehungsweise direkt darauf gebaut, gibt es ein paar richtig gute Restaurants. Wir waren nun schon zweimal dort und haben uns immer sehr wohl gefühlt!

Ein paar Reisetipps

Einreisebestimmungen:

Zur Einreise benötigt man einen Reisepass oder Personalausweis. Dieser muss noch mindestens 6 Monate gültig sein. Es gilt auch ein vorläufiger Reisepass, der ebenfalls noch mindestens 6 Monate gültig sein muss.

Flug:

Wir sind mit Sunexpress nach Antalya geflogen. Will man die Lykische Küste erkunden, kann man auch nach Dalaman fliegen, zeitlich tut sich das nicht allzu viel. Für das Reiseziel Adrasan liegt aber Antalya günstiger.
Da wir zwei Tauchausrüstungen samt Fotoausrüstung dabei hatten, kamen wir mit dem erlaubten Freigepäck nicht zurecht.
Aber dafür gab es eine gute Lösung: Man kann bei Sunexpress zusätzliches Gepäck gegen Aufpreis buchen. Das nennt sich dann „Übergepäckpakete“ - und die gibt’s in unterschiedlichen Staffelungen.
Für 15 Euro pro Person und Strecke konnten wir je 5 kg extra mitnehmen. Das reichte uns völlig aus. Außerdem gab's dazu noch eine Snackbox und ein Getränk. Neben Sunexpress fliegen unter anderen auch Air Berlin (fliegt leider nicht von allen Flughäfen in Deutschland); Hapag Lloyd und Türkisch Airlines in die Region.

Mietwagen:

Wir haben einen Mietwagen über CarDelMar gebucht.
Solltet ihr mit einem Mietwagen unterwegs sein, empfehlen wir ein Navi mitzunehmen, das hat unseren Urlaub deutlich entspannt und wir konnten bei der Rückfahrt zum Flughafen eine echte Punktlandung machen. Die Abwicklung vor Ort war professionell und unkompliziert.
Da die Haftpflicht Versicherung in der Türkei eine viel zu geringe Deckung hat empfehlen wir hier den Abschluß einer Zusatzversicherung. Möglicherweise ist das bereits durch die eigene KFZ Haftpflicht abgedeckt. Mann spricht hier von der sogenannten "Mallorca Police". Aber Achtung: z.B. bei meiner Versicherung ist der asiatische Teil der Türkei nicht mit abgedeckt. Ich habe daher beim ADAC eine Zusatzversicherung abgeschlossen.
Sun Express landet in Antalya am Terminal 1. Die meisten anderen internationalen Flüge kommen an Terminal 2 an. Das ist deshalb wichtig, da die meisten Autovermietungen einen Mitarbeiter zur Autoübergabe in die Ankunftshalle schicken. Am besten der Autovermietung Ankunftszeit und Flugnummer schon bei der Reservierung mitteilen.

Transfer:

Reist ihr nicht mit dem Mietwagen an, dann lässt sich der Transfer bereits vor Beginn der Reise bequem direkt über die Tauchbasis oder den Reiseveranstalter organisieren.
Nach der Ankunft warten, vor der Ankunftshalle des Flughafens,  die zahlreichen Reiseveranstalter bereits mit Schildern auf Ihre Fahrgäste. Vom Flughafen geht es dann in ca. 2 Stunden per Shuttle von Antalya nach Adrasan. Bei der Rückkehr unbedingt darauf achten einen frühen Termin für den Shuttle auszumachen. Kommt der nämlich ein wenig zu spät, kann es am Flughafen mit unberechenbarer Check-In-Schlange und Sicherheitskontrollen zeitlich ganz schön eng werden.

Der Transfer mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist zwar im Prinzip möglich aber relativ kompliziert und langwierig. Keine Empfehlung als Start in den Urlaub.

Temperatur:

Die Wassertemperatur schwankt in der Saison zwischen 18 Grad im April und 28 Grad im August. Als wir Anfang September dort waren hatte es je nach Sprungschicht zwischen 26 und 29 Grad Wassertemperatur.

Wir empfehlen daher für die Zeit August – September Shorty oder 5mm Nass-Anzug.

Übernachten:

In Adrasan haben wir nun schon zum zweiten Mal im Sazlik Hotel gewohnt. Uns gefiel dort die familiäre Atmosphäre und das super leckere Essen. Die Einrichtung ist asiatisch inspiriert, da die Tochter des Hauses in China lebt.
Die meisten Taucher dort übernachten im Atici 2, davon haben wir auch nur Gutes gehört.

Zuletzt noch ein Hinweis: In Adrasan gibt es keinen Geldautomaten. Mit Euro zu bezahlen ist auch eher schwierig. Der nächste Geldautomat liegt einige Kilometer entfernt, an der Hauptstraße Richtung Antalya.

 

Ihr möchtet mehr Reisetipps zur Lykischen Küste?

Dann lest die weiteren Beiträge in unserer Rubrik Meer - Reisen.

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