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23.03.2018 Christiane Stenzel

Vermeidung von Mikroplastik

Klein und tödlich

Mikroplastik: unsichtbar und unberechenbar

Zugegeben, auf Plastik zu verzichten ist auch heute noch ziemlich schwer. Und gerade bei der Materialschlacht, die wir Taucher für jeden Tauchgang benötigen, stellt sich eigentlich die Frage, wo ist das Zeug produziert worden und unter welchen Bedingungen. Aber das ist Thema für einen unserer nächsten Blogbeiträge.

Heute geht es um den Alltag, sozusagen um die Zeit zwischen den Tauchgängen. Denn da können wir alle ein paar Dinge unternehmen, mit denen die Welt ein kleines bisschen besser wird - und das Meer nicht noch mehr vermüllt wird.

Denn was bringt, es wenn ich ein cooles Hoodie von irgendeiner Meeresschutzorganisation trage, Schmuck aus recycelten alten Fischernetzen und vielleicht sogar ein bisschen was spende - aber dann das nächste Geburtstagsgeschenk in Zellophan einwickele, Billig-Zahnpasta verwende oder Peelings mit diesen "lustigen kleinen Kügelchen" - und Fleece-Jacken, weil die so kuschelig warm sind? Es mag sein, dass man in diesem Leben nicht ALLES richtig machen, aber es gibt ein paar kleine Rädchen, an denen wir alle ein bisschen schrauben können. Und das sollten vor allem auch wir Taucher machen, denn wir wollen unseren Lieblingssport ja noch lange ausüben.

Nur: wo anfangen? Wir haben ein paar Empfehlungen für euch zusammen gestellt, von denen wir denken, dass sie leicht umzusetzen sind - wenn man will.

Mikroplastik: klein und gemein

Unter Mikroplastik versteht man mikroskopisch kleine Partikel, genauer gesagt feste und unlösliche synthetische Polymere (Kunststoffe), die i.d.R. kleiner sind als fünf Millimeter.

Mikroplastik besteht entweder bereits in dieser kleinsten Einheit - oder es entsteht durch den Zerfall oder das Zersetzen größerer Kunststoffteile durch Umwelteinflüsse wie Sonne, Salz und Wasser. Also auch der sichtbare Plastikmüll im Meer verwandelt sich irgendwann in Mikroplastik - dann spricht man von "sekundärem Mikroplastik".

Man findet Mikroplastik mittlerweile quasi überall im Meer: im Wasser, im Sand und im Sediment.

Einmal abgesehen von seiner unglaublichen Haltbarkeit - Plastikflaschen im Meer halten sich z.B. bis zu 400 Jahre! - wirkt Plastik wie ein Magnet auf Giftstoffe wie Insektizide, Farbstoffe und organische Chlorverbindungen. Und trägt damit massiv zur Vergiftung der Meeresbewohner bei.

Mittlerweile fressen Fische, Säugetiere und Vögel aus den Gewässern Mikroplastik - ja sogar Plankton. Damit ist die komplette Nahrungskette mit Mikroplastik verseucht.

Und wen das alles noch nicht stört: Mikroplastik gelangt über die Nahrungskette, das Abwasser und lokale Kläranlagen auch in unseren Organismus. Was das für Auswirkungen hat, darüber kann man bislang nur spekulieren.

Kurz zusammen gefasst: Als Mikroplastik bezeichnet man für das menschliche Auge nicht mehr sichtbare kleinste Plastik-Partikel, die nicht mehr aus der Umwelt zu entfernen sind und von Meeresorganismen gefressen werden.

Man kann deshalb mit gutem Grund die Frage stellen: Wozu braucht man Mikroplastik? Vor allem weil es so schön billig ist.

Nur da sich Mikroplastik wie schon gesagt, nicht entfernen lässt, geht es hier um die Frage: Wie kann ich Mikroplastik vermeiden? Wir zeigen ein paar Alternativen, wie es ohne geht.

Mikroplastik: wo es sich versteckt

Mikroplastik befindet sich in zahlreichen Kosmetikartikeln, das wären vor allem Peelings, Cremes, Shampoos, Duschgels, Rasierschaum, Zahnpasta und dekorative Kosmetik zu nennen. Aber Mikroplastik ist auch in Waschpulver enthalten und in Textilien,  z.B. in Fleecejacken. Und Mikroplastik findet sich auch in unseren Lebensmitteln: Zuletzt wurde Mikroplastik in einem angeblichen Luxus-Salz und in Mineralwasser nachgewiesen.

Kurz: Es gibt unzählige Produkte, die Mikroplastik enthalten - und meistens wissen wir es gar nicht.

Deshalb unsere erste Empfehlung: Genau auf die Packung schauen und die Liste der Inhaltsstoffe unter die Lupe nehmen: Was ist eigentlich drin in dem Produkt, das ich gerade in meinen Einkaufskorb lege? Alles, was mit "Poly" anfängt, sollte euch misstrauisch machen: Polyethylen, Polypropylen, Polymethyl, Polyethylenterephthalat etc. Wenn das auf der Packung steht - lieber wieder zurück ins Regal damit. Hilfreich hierbei ist z.B. die Codecheck-App, die man kostenlos downloaden kann, und die über Inhalte und Bestandteile der Produkte informiert.

Unsere Empfehlung, wenn es um Kosmetik geht: Zertifizierte Naturkosmetik - damit ist man auf der sicheren Seite. Eine Übersicht über den Label-Dschungel sollte man sich vorab verschaffen, denn es gibt Unterschiede - vegan, nicht vegan, etc. Einen Überblick findet ihr bei Utopia.

Alternative Do it yourself: braucht wenig Zeit, spart Kosten und man weiß, was drin ist. Und ehrlich: Braucht es nach dem Tauchen die superteure Haarmaske von xy - oder reicht nicht auch ein bisschen Kokosöl? Nur mal so als Idee. Riecht übrigens ausgezeichnet nach Urlaub - auch wenn man "nur" in einem deutschen See abgetaucht ist. Dazu gibt es jetzt keine Linkliste, denn das Internet ist voll mit DIY-Kosmetik. Der unleugbare Vorteil: Ihr wisst, was drin ist.

 

Am Ende läuft also alles auf die eine Empfehlung heraus: Prüft vor dem Kauf, was drin ist!

Und natürlich: Vermeidet Plastik, wo ihr könnt. Weg mit der Zellophan-Geschenkverpackung ... um nur ein Beispiel zu nennen. Es gibt viele Ansatzmöglichkeiten.

Wer mehr wissen möchte ...

Informatives gibt es bei Ocean Care, einen sehr guten Einkaufsratgeber findet ihr beim Bund Naturschutz, der Produkte und Unternehmen listet, die Mikroplastik einsetzen. Erstaunlich, wer alles dabei ist, auch Unternehmen, die sich gerne als "grün" vermarkten ... und eine Publikation mit Hersteller-Check stellt Greenpeace zur Verfügung.

Wer was tut: Wie schon gesagt, Mikroplastik, ist es erst mal da, bleibt. Vermeidung ist hier die einzige wirkliche Lösung. Mit dem Thema Plastikmüll im Meer befassen sich grundsätzlich aber eine Reihe hoch spannender Projekte, über die wir zum Teil bereits berichtet haben: Hier findet ihr unser Interview mit Günter Bonin von One Earth - One Ocean und unseren Bericht über Sea Bin. Aber es gibt noch viele weitere tolle Ansätze, z.B. von dem Umweltaktivisten Boyan Slat und seinem Projekt Ocean Cleanup.

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